Trauer – Abschied – Erinnerung

Entwurf eines Krematoriums





Helmut Pessl

Betreuung:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hans Gangoly
Institut für Gebäudelehre
2019
Universitätsbibliothek

Die Bestattungskultur in Österreich befindet sich aktuell in einem gesellschaftlichen Wandel. Sie bewegt sich von der traditionellen Erdbestattung hin zur Feuerbestattung. Diese Veränderung erfordert die räumliche Erweiterung bestehender Krematorien sowie neuen räumlichen Lösungen. Die Arbeit liefert zunächst einen Einblick in den aktuellen Umgang der Gesellschaft mit dem Tod. Des Weiteren werden geschichtliche Entwicklung und die aktuelle Situation der Feuerbestattung erörtert. Der architektonische Entwurf ging aus Analysen der Typologie des Krematoriums hervor, um besondere raumrelevante Eigenschaften, wie zum Beispiel die Trennung von repräsentativen Räumen und Zweckräumen, auszuarbeiten. Diese Analysen und Recherchen bilden die Grundlage des Entwurfs eines neuen Krematoriums am Grazer Zentralfriedhof, das die bestehende Feuerhalle am angrenzenden Urnenfriedhof ersetzen soll. Der obere Teil der Ost- und Westfassade ist als Halbbogen ausgebildet, der sich bis zur Stützenreihe erstreckt und durch einen Träger abgeschlossen liegt. Die Fassade wird durch vertikale Elemente strukturiert, die sich hin zu den Stützen verjüngen. Sie weißt für die Besucher*innen keine sichtbare Öffnung auf, wodurch ein Eindruck der Abgeschiedenheit, der durch das Eingangsportal, das über eine Rampe ins Innere führt, verstärkt wird. Der strukturierte Beton ist rot eingefärbt und bezieht sich damit auf die gotischen Bestandsgebäude des Zentralfriedhofs, die in rotem Backstein errichtet wurden. Das Zentrum des Krematoriums bildet ein Kreuzgang, über den alle Nutzungen für die Trauernden erschlossen werden.