Wir befinden uns in einem Zeitalter, das geprägt ist vom menschlichen Einwirken auf die Biosphäre. Die Folgen dieser Manipulation – bestimmt durch kapitalistisch geprägte Gesellschaftsformen – stellen uns vor soziale und strukturelle Herausforderungen, deren Lösung ein Durchbrechen festgefahrener Denkmuster – etwa die oppositionelle Gegenüberstellung der Begriffe Kultur und Natur – voraussetzt. Architektur – als integraler Teil unserer Umweltgestaltung – steht in diesem Zusammenhang unter Zugzwang. Als Planer*innen menschlicher und nicht-menschlicher Lebenswelten liegt es auch in unserer Verantwortung, Barrieren zu durchbrechen und Umdenken zu begleiten. Hierzu erscheint es unumgänglich, einwirkende Faktoren und hierarchische Vorgänge im kreativen Prozess kritisch zu beleuchten und neu zu denken. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage der Grenzziehung durch unseren gebauten Raum. In der entwerferischen Aufarbeitung entstand der Prototyp einer Siedlungsutopie, der eine Neudefinition der Beziehung zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen zugrunde liegt. Innerhalb der entwickelten Kubatur wird die funktional-räumliche Trennung von Produktion (Arbeit) und Reproduktion (Wohnen) aufgelöst. Der Anspruch auf absolute klimatische Kontrolle wird aufgegeben; die Relationen zwischen Material, Struktur und Ökosystemen neu ausgelegt. Angestrebt wird eine Architektur, die monofunktionale Typologien der Moderne – beispielsweise den Wohnbau – überwindet und der menschlichen Verfügungsgewalt über Boden kritisch gegenübersteht.