Mit der Zeit gewachsen, von der Zeit gezeichnet, zu jeder Zeit geschätzt, zu jetziger Zeit vergangen. Die Koßgasse 25 – ein Gebäude, dem man das Eindringen der Zeit in Momenten der Vielschichtigkeit ablesen kann, da es seit 112 Jahren konstanten Umbau, Anbau und Veränderung erfahren hat. Im September 2019 beschließt die Stadtplanung Graz einen Bebauungsplan, welcher die Schließung des angrenzenden Gründerzeitblocks vorsieht. Daraus resultiert der Abriss der Koßgasse 25. Mit vier Metamorphosen und vier Strategien bereichert diese Arbeit den Ort kurz vor seinem Abbruch durch eine letzte Schicht. Die Gegebenheiten des Bestands werden trotz bevorstehendem Abriss als nicht vollendet angesehen. Bauen im Bestand soll möglichst geringe Eingriffe in die Substanz tätigen, um behutsam mit der Architektur umzugehen. Die Metamorphosen der Koßgasse 25 machen das genaue Gegenteil. Sie schreiben in die Geschichte des Gebäudes hinein und arbeiten mit den Strukturen der Vergangenheit, verformen und verzerren sie. Die Substanz wird gleichzeitig abgerissen und neu aufgebaut. Am 1. Dezember 2021 startete der Abbruch des Gebäudes. Sämtliche Materialien, Möbel und Ressourcen wurden damit zu Bauschutt. Anstatt sich diesem zu entledigen, bedienen sich die Metamorphosen ausschließlich der bereits vorhandenen Substanz und Reichhaltigkeit des Gebäudes. So werden vorhandene Ideen und Materialien delokalisiert, Ergänzungen illusioniert, Räume in ihrem Stil revidiert und alte Stile kaschiert. In den angefertigten Plänen werden die Strategien auf einen anderen Maßstab gehoben. Nicht nur Material und Gedankengut, sondern ganze Wände und Raumkonfigurationen werden umgedacht und umgenutzt. Die Koßgasse 25 wird damit zur Herberge von vier Geschichten und den daraus resultierenden Strukturen und Atmosphären. Meine Arbeit ist der Versuch, diese festzuhalten.